Kultur, Gesetze, Verbote, das alltägliche Leben…in Afghanistan ist so ziemlich alles anders. Seit 2 Monaten treffe ich mich regelmäßig mit einer Gruppe von Flüchtlingen und erfahre so immer mehr über das Land.

Ich erzähle euch heute einen Ausschnitt über meine bisherigen Erfahrungen und schreibe ein paar meiner vielen vielen Gedanken nieder. Und somit wandert der Beitrag in keine Rubrik der Speiseangebote, sondern bleibt ein Erzählmoment.

Für mich ist Afghanistan noch immer ein fremdes Land. Im August hatte ich so gut wie kein Wissen über das Leben in Afghanistan, mittlerweile weiß ich natürlich schon viel mehr darüber und vielleicht auch mehr als so manch ein anderer Österreicher, aber trotzdem fühlt es sich so fremd an. Die Unterschiede sind einfach enorm, teilweise erschreckend und wie das alltägliche Leben aussieht, kann ich mir noch immer schwer vorstellen. Viele Gesetze und Regeln – die Todesstrafe bei Homosexualität, arrangierte Ehen und das Leben der afghanischen Frauen – sind für mich einfach zu kontrovers zu dem, was ich für richtig halte. Und obwohl viele Dinge ganz anders sind, gibt es in genügend Bereichen Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten.

Wir kochen, wir essen, wir feiern zusammen

Bisher haben wir etwa jede Woche ein Mal zusammen gekocht. An einem Tag gebe ich vor, was gekocht wird, das andere Mal kochen wir afghanisches Essen. Und so haben wir alle was davon. Von unseren Kochaktivitäten habe ich euch bereits beim Beitrag zur Projektvorstellung erzählt.
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Und weil ich möchte, dass meine afghanischen Freunde unsere Einstellungen und unser Leben wirklich kennenlernen, habe ich sie auch gerne zu meiner Geburtstagsfeier eingeladen. Clubs, Partys, Discos so wie wir sie kennen, gibt es in Afghanistan so weit ich weiß nicht. Zumindest nicht legal. Und das habe ich mir auch sagen lassen: außerhalb der Familie feiern Männer und Frauen nie gemeinsam. Frauen feiern unter Frauen, Männer feiern unter Männern und das Feiern an sich ist nicht mit unserem feiern gleichzusetzen. Und ja sie haben sich die Einladung nicht entgehen lassen und sind dann wirklich zur Party gekommen.

 

 

 

Optimismus und Akzeptanz

Positives denken, das ist für die Arbeit mit Flüchtlingen wohl unerlässlich. Und soweit ich das beobachte, sind alle Mitarbeiter in ihrer Art eher Optimisten. Sicher, rosig ist nie alles. Bei der Zusammenarbeit mit Flüchtlingen trifft man auf so einige Unstimmigkeiten, allein das Leben der Frauen in Afghanistan ist schon sehr ..sagen wir anders.  Aber, dass alles toll ist spielt es in keinem Bereich. Auch in der eigenen Familie sind Standpunkte von Mitgliedern für einen selbst nicht vertretbar und gesteht man sich das ein, kann man sich auf die guten Seiten freuen und auf die weniger guten einstellen. So mach ich das auch mit meinen afghanischen Freunden. Ja, ich sehe sie als Freunde, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin. Und ich weiß auch, ich habe vielleicht so gut wie keinen Einfluss auf die Einstellung meiner Freunde, denn was bleibt ihnen in Österreich anderes, als ihre Kultur und den Einstellungen ihres Landes? Denn das ist sicher ein Stückchen sie selbst und nach dem Ganzen, das sie verloren haben, will keiner mehr auch nur ein Stückchen hergeben. Aber ich kann ihnen eine andere Art des Zusammenlebens zeigen unser Denken erklären und so wird die Integration sicher einfacher.

Dazu muss ich sagen, unsere Kultur akzeptieren sie. Aber wer kann verlangen, dass von heute auf morgen alles übernommen wird. Klar, es ist unerlässlich, dass Teile angenommen werden, das erwarte auch ich, das ist Integration. Und warum soll sich das nicht mit Teilen ihrer Kultur vereinen lassen. Nur braucht das auch ein wenig Zeit.

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15 Monate abwarten und Tee trinken….

Das Asylverfahren kann bis zu 15 Monate dauern. Heißt, viele Flüchtlinge sind bereits 1 Jahr in Österreich und haben immer noch keinen Bescheid, wissen nicht, ob sie in Österreich bleiben dürfen. (Ich habe gehört, dass die 15 Monate sogar nochmals auf 18 Monate ausgeweitet wurden.) Eine Geduldsprobe für viele viele Flüchtlinge. Und so sind manche schon 1 ganzes Jahr in Österreich, dürfen nicht arbeiten und haben keinen Anspruch auf einen Deutschkurs. Denn wer noch keine offizielle Aufenthaltserlaubnis hat, dem wird kein Deutschkurs bezahlt. Und so warten sie täglich auf den Brief mit dem hoffentlich positiven Bescheid.

Da ich meist in einer großen Notunterkunft für Flüchtlinge mitarbeite und diese innerhalb der nächsten 3 Wochen schließt, weiß ich noch nicht, wie es weitergeht. Die Flüchtlinge werden auf unterschiedlichste Unterkünfte aufgeteilt. Die Zusammenarbeit mit meinem Buddy ist zu Ende. Gestern hatten wir unser Abschiedsessen. Mal sehen wie sich der Kontakt zu den anderen, die hier bleiben können, halten lässt.

 

Und jetzt hab ich mir genug von der Seele gesprochen. Erfahrungen von eurer Seite lese ich natürlich auch gerne!