Wer Familienfeiern lieber meidet, ist im Iran im falschen Land. Kommst du zu Besuch, kanns schon vorkommen, dass bereits 30 Leute auf dich warten und dich beim Eintreten ins Haus mit Küsschen und Umarmungen empfangen, aber meistens nur die Frauen. Die Männer halten sich im Hintergrund, zurückhaltend und lächelnd sagen sie hallo.

Genau so hat es sich bei mir abgespielt. Gerade in ländlichen Umgebungen war die Euphorie über meinen Besuch groß. Touristen sind üblicherweise eher in den Städten unterwegs, du bist dann der erste Ausländer im Dorf, klar ist das spannend – nicht nur für die Dorfbewohner, auch für mich. In ländlichen Gebieten ist die Gesellschaft ja meist konservativer und für mich war es dann umso skurriler, wenn ich mit einem männlichen Iraner einen Familienbesuch unternahm. Was denkt die Familie, denkt die ich mag ihren Sohn, Neffen, etc. heiraten? Da ja außer meinem Freund keiner Englisch konnte und ich mir nicht sicher bin ob mir die immer so ganz ehrlich die Meinung ihrer Familie mitteilten, musste ich selbst interpretieren.

Ich knüpfe an meinen vorigen Beitrag („Das Interesse an Ausländern„) an. Es geht weiter in den Süden Irans, zu den Inseln im persischen Golf.  Auf der Insel Qeshm lernte ich Jimmy kennen, der zu einem meiner besten iranischen Freunde werden sollte. Via Couchsurfing verbrachte ich 5 Tage bei ihm, war mit ihm beim Frisör und bei seinem Bewerbungsgespräch im Englischinstitut. Wie gesagt, Iraner lassen dich nicht alleine… Wir lernten zwei Reisende aus Litauen kennen und schon gings zu Viert auf die Insel Hormuz weiter.

Gastfreundschaft ole – ich wurde zu Jimmys Familie eingeladen, die am Festland wohnt. Er hat seine Eltern seit 3 Monaten nicht gesehen, ich bin sowieso bei allem dabei – also ja, ich komm mit!  ..So bekommt ihr ein bisschen Einblick wie ich im Iran zu so vielen Familien kam. Ungefähr so wie hier, hat sich das überall abgespielt.

Ein Monat später kehrte ich wieder zurück zu Jimmys Familie. Er hat seine Großeltern bereits 11 Monate nicht gesehen, also war ich diesmal zum Besuch von Oma, Opa, Tanten, Onkeln etc. eingeladen, die im 4 Stunden entfernten Wüstendorf wohnen. So viele verschiedene Gegenden, so viele verschiedene Bräuche.

 

In den Wochen dazwischen reiste ich flexibel weiter, traf eine Menge anderer Leute, freundete mich mit so vielen tollen Menschen an, reiste mit einer Gruppe von Iranern herum und besuchte noch mehr Familien. Insgesamt war ich nur 3 Nächte in einem Hostel, ansonsten immer bei Einheimischen. Du musst dich hier nicht mal richtig anstrengen, wenn du Kultur und Einheimische kennenlernen magst. Wenn du viel Interesse mitbringst, gehts dir so wie mir und du reist von einem Erlebnis bei Einheimischen zum nächsten Erlebnis bei Einheimischen weiter.

 

 

Ich war 2,5 Monate im Iran und damit war dies mein längster Aufenthalt. UND ich hätte noch länger bleiben können. Allerdings blieb nicht mehr viel Zeit bis zur Heimreise – die Hochzeit meiner Freundin wartete zuhause auf mich. Und mit einem iranischen Freund habe ich ausgemacht, Georgien noch ein bisschen gemeinsam zu besichtigen. Ich verschob und verschob unseren ausgemachten Abreisetermin, blieb länger im Iran und länger im Iran.

Bis es dann allerhöchste Zeit war. Dann wurde es real, ich musste das Kapitel Iran im Kopf abschließen und stieg in den Flieger nach Georgien – mit meinem Iranischen Freund, haha ausgetrickst, dachte ich mir nur – Iran hab ich dann doch nicht ganz hinter mich gelassen…. 

 

Alles Liebe

Claudia