Der einzige (offensichtliche) Tourist im Bus am Weg zur Grenze Ecuador-Kolumbien bin ich. Die Route hab ich mir ausnahmsweise notiert, denn dieses Mal begleitet mich kein Freund.

Ich rechne mit einer etwa 8 Stunden Reise, muss 4 Verkehrsmittel nehmen und darf mich nicht verfahren. Ich mag vor Sonnenuntergang die Grenze passieren um dort nicht im Dunkeln umzuirren. Und so mach ich mich vom Busbahnhof in Quito aus auf den Weg – auf nach Kolumbien!

Grenzübergang zu Fuß

Die Grenze ist quasi eine Brücke, auf der einen Seite sitzen die Behörden von Ecuador, auf der anderen die von Kolumbien. Ich hol mir meinen Ausreisestempel von Ecuador. Mein Herz schmerzt. Vor mir die Brücke, auf der anderen Seite ein großes Schild: Kolumbien. Mein Herz lacht. Ich bin zwiegespalten.

Mit Sack und Pack marschiere ich hinüber. Ganz aufgeregt, bisher hab ich noch nie eine Grenze zu Fuß passiert. Die kolumbianischen Behörden fragen mich wo ich hinmag, ich nenne mein erstes Ziel, sie sagen ich darf 3 Monate im Land bleiben und BAM – schon ist der Einreisestempel im Pass. Keine Gepäckskontrolle, keine weiteren Fragen. Angekommen.

 

9 Nächte bei kolumbianischen Familien

Während meiner Kolumbienreise schlafe ich in Hostels, in einer Hängematte im Freien und 9 Nächte zuhause bei Fremden. Für den Kolumbienstart hab ich mir 2 Couchsurfingplätze organisiert und später komme ich Dank einer anderen Reisenden bei 2 weiteren Familien unter.

Südamerika soll ja das Couchsurfing-Land schlecht hin sein und ich bin sowieso ein Fan der Idee. (Über Couchsurfing hab ich bei einem Beitrag über Spanien sowie bei einem über Kanada hier schon erzählt.) Bei Einheimischen übernachten bedeutet lernen! Ich wurde hier so freundlich aufgenommen, wurde zum Familienessen ins Restaurant und zum Kaffeetratsch bei der Oma eingeladen. Die Oma plauderte auf mich ein, ich nickte und lächelte – definitiv zu hohes Spanisch für meine Kenntnisse. Mir wurde zu jeder Gelegenheit irgendetwas aus der landestypische Küche gereicht, gegessen hab ich genug.

 

Während meine Couchsurfingerlebnisse immer sehr angenehm verlaufen sind, ist das Busfahren oder das Herumgehen alleine schon eine Herausforderung. Denn das Machogehabe der Männer begegnet mir natürlich auch in Kolumbien. Mir kommts sogar noch ärger als in Ecuador vor, das liegt wahrscheinlich daran, dass ich das erste Mal lange Strecken solo unterwegs bin. Bei einer 10 Stunden Busfahrt sitzt ein Mann etwa Ende 40 neben mir, der mich sagenhafte 8 Mal (!) um meine Telefonnummer fragt, 3 Mal um meinen Facebook Namen und sogar ein Foto machen möchte! Du reist alleine als Frau herum? – das ist nicht gut, du brauchst Gesellschaft! Ich kann dich begleiten! …ääähm, nein danke.

Ansonsten werde ich auf der Straße ständig auf meine Augen angesprochen oder als Puppe bezeichnet. Man könnte ja jetzt annehmen, dass die Einheimischen nie jemanden mit hellen Augen sehen. Dem ist aber nicht so, Touristen gibts sehrwohl. (allerdings treiben sich vielleicht doch viele bloß in den Touristraßen herum)

 

Mein Lieblingsort: bunte Häuser, Riesenpalmen, Berge und saftige Wiesen

Die Kaffeeanbauregion mit Salento, Filandia, Pareira – Dörfern in den Bergen, mit bunt bemalten Häusern und toller Landschaft, mein Favorit von ganz Kolumbien! Ich unternehme eine Wanderung um die höchsten Palmen der Welt zu sehen und treffe im Jeep am Weg zum Ausgangspunkt die Norwegerin Sofia. Sie reist auch alleine – perfekt! – wir wandern gemeinsam.

 

 

 

In ihr finde ich eine tolle Freundin, immer bereit mit mir zu lachen, wir reisen für die nächsten 2,5 Wochen gemeinsam weiter. Und wir haben Spaß, Spaß, Spaß! Spannend, sie erhielt Kontaktadressen von kolumbianischen Familien bei denen wir unterkommen können. Wir kennen die Familien nicht – die Familien kennen uns nicht. Und ich sag euch, ich bin unbeschreiblich beeindruckt und dankbar über die Art der Aufnahme.

 

Gastfreundschaft, wie ich es noch nie erlebt habe 

Wir treffen wahnsinnig gastfreundliche Familien, die so vieles geben! Sie lassen uns kostenlos in ihrem Haus übernachten, sie bekochen uns und bestehen hartnäckig darauf uns das Busticket zur nächsten Destination zu bezahlen, stecken uns sogar noch Geld für die Weiterreise zu! Und sie lächeln dabei von Herzen, umarmen uns beim Abschied und wünschen uns eine schöne Reise. Ich wünschte Österreicher wären offener…. denn so herzlich werden sie in unserem Land wohl nicht aufgenommen.

Egal was du gegen diese Gastfreundschaft unternehmen willst, du kommst nicht aus. Du hast keinen Hunger? ..ach macht nichts, für so eine kleine Empanada ist schon noch irgendwo Platz. Wir protestierten natürlich besonders den Geldgeschenken betreffend, aber es war nicht möglich sie davon abzubringen.

Die Art der Menschen hier ist beeindruckend und sicher ein Grund, warum ich mich so wohl fühle – bei dieser Offenheit und der positiven Lebensart! Ich muss schon fast die Augen verdrehen wenn ich an die österreichische Gesellschaft und deren Pessimismus und an die Skepsis denke.

 

 

Ich durchquere das Land vom Süden hinauf in den Norden, dort wartet die karibische Küste und eine unglaubliche Hitze auf mich. Dazu dann beim nächsten Mal mehr.

 

Ich sende euch die besten Grüße!

Claudia