Auf meiner Reise durchs Land schüttelte ich zig Hände, bekam aufgetischt und wurde täglich um Geld gebeten.

 

Die Weißen werden vorgezeigt

Ich bekam Familien- und Freundesbesuch und durch den Tansanier, der gerade in Österreich als Priester tätig ist, auch einen einheimischen Fahrer, der uns durchs Land begleiten sollte. Dieser Fahrer stellte sich als junger tansanischer Priester heraus, der gerne feiert, tanzt und auch mal eine Weinflasche alleine leert. David freute sich uns vier Österreicher herumzuführen, bedeutete es immerhin, dass auch er Urlaub hat.

 

Und diesen Urlaub nutzte unser Priester David geschickt. Wir besuchten zig Pfarren in denen er vor Jahren tätig war, oder wo er Freunde hat. Wir wurden so vielen Leuten vorgestellt, dass ich die Namen in der nächsten Sekunde schon wieder vergessen habe. Und, Handynummern auszutauschen funktioniert in Tansania noch schneller als in Südamerika. Wer hat die meisten Nummern von Priestern? – Mein Stockerlplatz ist mir sicher. Aber nicht nur Handynummern von Weißen sind begehrt, natürlich geht die Hoffnung auf finanzielle Unterstützung damit einher. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen, wir wurden bei unseren Besuchen direkt von den Priestern angesprochen, ob wir ihre Pfarre finanziell unterstützen. Aber diese Häufigkeit an Anfragen – nämlich täglich – waren zu viel für mein Gemüt. An einem Abend hatte ich mich dann nicht mehr ganz unter Kontrolle. Kurze Schilderung der Situation: Eine große Tafel war vorbereitet, Priester, Diakone, Nonnen und die weißen Besucher aßen gemeinsam ein Festmahl. Anschließend gab es eine Dankesrede für unseren Besuch, mit dem Hinweis, dass ein anwesender Diakon im Juli zum Priester aufsteigt – finanzielle Unterstützung ist sehr willkommen.  ….Warum ist das ein Anlass um Geld zu geben? Die Sinnhaftigkeit war mir nicht klar, aber ich hatte mich noch im Griff.

David hatte ja bereits zahlreiche Unterstützungsfragen seiner Landsleute an uns mitbekommen. Daher waren seine nächsten Worte für mich einfach zu viel. Er bedankte sich bei seinen Freunden für die Gastfreundschaft, wiederholte für uns die Priesterweihe und die erbetenen Geldspenden. Das fand ich so unpassend, dass mir ein „das kanns doch nicht sein“ rausrutschte, begleitet von einem kurzen Pruster der Bestürzung. Mein Deutsch hat ja keiner verstanden, das Prusten wohl schon. Dafür hab ich dann einen bösen Blick und barsche Worte von David erhalten. Unbeeindruckt bekam er von mir ein Lächeln zurück.

 

Mit Einheimischen reisen

Mit einem Einheimischen reisen? Perfekt, man lernt das echte Leben doch viel besser kennen.

Wir haben sicherlich Einblicke erhalten, allerdings mehr in das Leben der Pfarren. Das Leben des Durchschnittstansaniers kam dabei leider viel zu kurz. Wir wurden vom Bischof zum Mittagessen eingeladen, saßen mit den Priestern beim Tee und bekamen von den Nonnen das Abendessen kredenzt. Ich hab erfahren mit welchem Angebot Gäste willkommen heißen. Für uns wurde aufgetischt. Mein Gewissen schreit auf – viel zu viel, viel zu viel…

Ich bin dadurch irritiert, wie die Pfarren leben und wie die Leute im Dorf leben. Die Priester sitzen mit Redbull, Wein und Bier beim Tisch. Fleisch, Fisch, Gemüse, Reis – es wurde aufgetischt. Sicherlich auch aus Gastfreundschaft, aber nicht alles ist nur unseretwegen.

Die Kirche spielt in Tansania eine große Rolle, die Menschen sind dem Glauben stark verbunden, gehen in die Messe und leben ihrer Meinung nach, nach den Gesetzen der Bibel. Mit nachrückenden Nonnen und Priestern hat das Land kein Problem. Ein Grund ist natürlich der angesprochene starke Glaube, ein anderer sind die Lebensbedingungen. Die Kirche hat Geld und baut damit sehr viele Bildungseinrichtungen, Waisenhäuser oder Krankenhäuser. Neben diesen Projekten profitiert natürlich auch die Institution Kirche selbst von ihren Finanzen. Die Nonnen und Priester führen in ihrem Konvent ein Leben das komfortabler ist, als das Leben, das sie (so nehme ich an) als Kind in ihren Familien kennengelernt haben.  Am Speiseplan der meisten Einheimischen im Dorf steht meist abwechselnd Ugali (Maisbrei), Reis, Bohnen. Im Konvent gibt es häufig Fisch und Fleisch, es gibt eine Auswahl an Gemüse und generell eine etwas größere Vielfalt an Produkten– wenn auch noch immer bescheiden im Vergleich zu Europa.

Mein Highlight der Reise war der Besuch eines Sees, wo wir Ausschnitte des Lebens der ansässigen Bevölkerung sahen. Die Männer, die ihr Motorrad im See gewaschen haben oder Kinder mit der Peitsche auf dem von Eseln gezogenen Karren. Für eine kurze Dauer konnte ich tatsächlich die Arbeit von Einheimischen beobachten.

Zudem war unsere Safaritour durch den Ruaha-Nationalpark ein Erlebnis und der anschließende Spaziergang mit dem Massai namens Adam allein wegen der Situationskomik witzig.

Nach meiner Rückkehr in mein Zuhause im Waisenhaus, startete ich in der Secondary School als Geografielehrerin. Am Abend helfe ich weiterhin bei den Waisen. Das Arbeiten in der Schule ist mega spannend und natürlich herausfordernd! Ich genieße die Gespräche mit den Lehrern, erfahre irrsinnig viel über die afrikanische Kultur. Vor allem sind manche Lehrer am Kulturaustausch so interessiert wie ich, dann reden wir stundenlang…… Und der Bildungsstandard von den Lehrern ist eine angenehme Abwechslung, kritische Gespräche sind hier sehr willkommen.

Aber das Thema hier heißt nicht ich in der Schule – die Erzählungen dazu kommen noch.

Zum Abschluss noch ein Bild von Sansibar:

 

Genießt den Schnee und denkt an mich, wenn ihr die Piste runterwedelt! 

Alles Liebe Claudia