Mit neuen Errungenschaften – Schlafsäcken, Isomatten und Zelt – geht es auf zum Campingabenteuer in die Natur Kanadas. Der bekannte Sea to Sky Highway sollte uns atemberaubende Ausblicke bescheren und uns wie der Name sagt vom Meer (in Vancouver) zum Himmel (den Bergen) bringen.

Voll in Hochmut aufgrund des eigenen Gefährts, mit Automatik, – ich komme mir vor als würde ich ein Spielzeugauto fahren, so easy-peasy geht das- starten wir mit doch einer Menge Vorfreude. Die wird dann irgendwie nicht erfüllt, denn wir sehen genau nichts auf der so toll angepriesenen Straße, alles ist voller Rauch. Es herrschen heftige Waldbrände in British Columbia und Alberta. Wir sahen nichts vom Ausblick, aber rot schimmernden Rauch hinter den Bergen und stellten die Luftzirkulation im Auto so, dass der starke Brandgeruch möglichst nicht hineinkommt.

Unsere erste Nacht verbrachten wir allerdings nicht im Zelt, sondern bei einem Couchsurfing-Host namens Dylan in Lillooet, mitten im Rauchgebiet. Kurze Erklärung von Couchsurfing: Einheimische bieten auf einer Internetplattform einen kostenlosen Schlafplatz für Reisende in ihrem Haus/ ihrer Wohnung an.

Unser Host war nicht da, als wir ankamen, es war bereits 20 Uhr. Aber seine Untermieter begrüßten uns- ein älterer Mann und sein Neffe. Die meinten zwar wir sollen uns in Dylans Haus wie zuhause fühlen, aber ganz gelang uns das nicht. Also setzten wir uns zu ihnen in den verrauchten Vorgarten. Sie zogen sich einen Joint nach dem anderen rein, nachdem wir dankend ablehnten (ich atme sowieso schon genug Rauch ein dank der Brände) brachten sie uns stattdessen ein Sprite. Ja, das brauchte ich eher, irgendwas , dass meinen Rachen feucht hält, bei dieser Luft…. Als ich fragte wie weit das Feuer weg sei, sagten sie „ach, noch 5 Berge entfernt“. Darunter konnte ich mir nichts vorstellen, aber es hörte sich auf alle Fälle weit genug weg an.

Unser Host kam dann zwei Stunden später, nach einer kurzen Unterhaltung lud er uns ein, ihn auf einen nächtlichen Schwimmausflug zu einem nahe gelegenen See zu begleiten. Oh wie spannend hört sich das an, ich gleich voll dabei! – es war zwar schon 23 Uhr, aber mit 30 Grad noch ziemlich heiß.

Stockfinster draußen, wir im Auto eines Fremden, der uns irgendwohin führt. Immerhin wappnete ich mich mental schon auf eventuelle Übergriffe und plante meine Gegenmaßnahmen. Beim See angekommen zog sich Dylan aus – komplett und sprintete nackt ins Wasser. Niklas und ich etwas verdutzt, eine Vorwarnung wäre irgendwie angebracht gewesen. Wir natürlich in Badebekleidung hinterher. Kurz: der See war eiskalt, keine Ahnung wie er aussah, es war ja finster aber wir sind ohne Schaden wieder zurück in seinem Haus angekommen. Am nächsten Tag gabs als Geschenk an uns noch ein Säckchen selbstangebauter Paradeiser mit auf den Weg.

Wir fuhren wieder voller Vorfreude los, auf zu unserem ersten Naturparadies in der beeindruckenden Berglandschaft! Es lichtete sich tatsächlich, wir sahen die Berge! Oho – auf zum Wells Gray Provincialpark! Wandern und Natur genießen!

Ernüchterung folgte gleich bei der Ankunft: alle Wanderwege sind aufgrund extremer Brandgefahr gesperrt. Man durfte die Hotspots abfahren, mehr schon nicht. Alle Leute versammelten sich anscheinend auf den dortigen Campingplätzen, sodass kein Platz für unser Minizelt frei war. Wir schliefen im Auto auf einer Raststätte, gemeinsam mit 4 weiteren Übriggebliebenen.

Das Campingerlebnis wurde auf den nächsten Tag verschoben. In Blue River (die Orte hier haben häufig so schön idyllische Namen) schliefen wir das erste Mal in unserem Zelt. Und viel lässt sich da nicht erzählen: Campingplatz war ein Glücksgriff, das Schlaferlebnis war nicht ganz so entspannt wie auf einer Matratze, temperaturtechnisch aber angenehm. Die Natur war atemberaubend, der Blick war klar, kein Rauch mehr!

 

Der Rauch holte uns aber langsam ein – doch wir konnten fliehen. Unser persönliches Highlight lag zu der Zeit ja noch vor uns – wir machten uns auf ein Naturerlebnis sondergleichen gefasst, auf zu den Rocky Mountains. We are on the way!!